Ich heiße Helena, bin 23 Jahre alt und studiere Grundschullehramt mit Hauptfach Biologie. Das Praktikum absolviere ich im Rahmen des fachdidaktischen Blockpraktikums im Fach Mathematik.

 

Durch den Aushang beim Praktikumsamt bin ich auf Dänemark aufmerksam geworden, überlegte nicht lange und meldete mich einfach dafür an.

 

Anreise

In den frühen Morgenstunden des 16.08.2018 ging es endlich von Nürnberg aus mit dem Zug Richtung Dänemark. Allerdings legte ich noch einen kurzen Zwischenstopp in Hamburg ein, ehe es dann am Samstag noch weiter Richtung Norden ging. Von Hamburg nach Flensburg, Flensburg nach Tingleff und anschließend noch bis nach Gråsten. Dort wurde ich vom Vermieter meiner Unterkunft abgeholt und wir fuhren mit dem Auto nach Broager.
Broager ist ein kleiner Ort, circa 7 km von Sønderborg entfernt. Die Wohnung hatte ich über Airbnb gefunden und lebe dort mit dem Vermieter, seiner Frau und den beiden Kindern zusammen. Ich habe ein schönes eigenes Zimmer und darf auch den Garten mitnutzen sowie das ganze leckere Obst dort essen.

Am folgenden Sonntag machte ich mich auf die Suche nach der Bushaltestelle und erkundete bereits den Weg zur Schule, damit am Montag nichts schiefgehen konnte.

Die Schule

Am Montag fuhr ich gemütlich mit dem Bus zur Schule, fand auch gleich das Lehrerzimmer und wurde sehr herzlich von Anja, der Praktikumslehrkraft, begrüßt. Gemeinsam mit den drei weiteren Praktikanten stellte sie uns die Kollegen und die Räumlichkeiten vor. Anschließend nahm sich Anja sehr viel Zeit, um mit jedem von uns einen eigenen Stundenplan zu erstellen. Wir konnten zwischen den Klassen 0-10 frei wählen. Ich entschied mich für die Klassen 0-4.

Die erste Woche

Während der ersten Woche lernte ich bereits viele verschiedene Kinder und Kollegen kennen. Da in Dänemark jeder beim „Du“ ist, fühlt man sich sofort gut aufgenommen. Auch die Schüler sprechen alle Lehrer mit dem Vornamen an. Dies war zu Beginn etwas ungewohnt, änderte sich aber recht schnell.
Der Schulalltag in Dänemark beginnt um Punkt 8 Uhr mit einer Lesezeit von 15 Minuten. Diese findet in allen Jahrgangsstufen statt. Anschließend folgen Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten. Die Pausen betragen 20 und 30 Minuten. Zum Ende der 1. Stunde und zu Beginn der 5. Stunde finden noch kurze Essenspausen statt, die jeder Schüler nutzt, um in Ruhe sein Pausenbrot essen zu können. Somit bleibt in den zwei großen Pausen wirklich komplett Zeit zum Austoben und Spielen. Ich finde, dass im Allgemeinen sehr viel auf Bewegung geachtet wird. Immer mal wieder dürfen die Schüler zwischen den Stunden oder nach einer langen Konzentrationsphase ein paar Runden im Schulhof rennen. In den Pausen gibt es die sogenannten „Aktiv-Pausen“, in denen die Schüler in der Turnhalle wild durcheinander das Spielen dürfen, was sie möchten. Außerdem werden viele Sportarten im Wahlfachbereich angeboten.

Die Klassen sind mit nur 13-16 Schülern relativ klein, was sehr angenehm ist. Bis auf die 8. Klasse gibt es auch jeweils nur jede Jahrgansstufe 1x. Neben klassischen Fächern wie Deutsch und Mathematik war ich diese Woche auch beim Rudern und Klettern mit dabei. Ich wurde sehr gut in das Unterrichtsgeschehen integriert, durfte oft Hilfestellungen geben oder mit einzelnen Schülern individuell arbeiten.

Auch in der SFO (Betreuungsangebot nach der Schule) wurde ich sehr herzlich aufgenommen und durfte mit den Kindern selbstständig Hausaufgaben und Sport machen.

Die Zeit nach der Schule nutzte ich immer, um zu Fuß die Gegend in Sønderborg und Broager zu erkunden. Seit zwei Tagen habe ich allerdings das Glück, ein Fahrrad für die 3 Wochen zu besitzen, was mir meine Beine und Füße sehr danken. Somit bin ich auch nicht mehr auf den Bus angewiesen und kann jetzt immer zur Schule radeln.
Am Freitag fand in Sønderborg noch die Kulturnacht statt. Dort stellen sich viele Vereine und Institutionen vor. Gemeinsam mit den anderen beiden Praktikantinnen lief ich am Hafen entlang und an vielen Ständen vorbei. Wir waren ziemlich erstaunt, dass so viel los war, da man unter der Woche eher weniger Menschen auf den Straßen angetroffen hat. Ausgestattet mit kostenlosen Waffeln und Popcorn schauten wir bei verschiedenen Aufführungen zu. Ein besonderes Highlight war das
Rhönradturnen der Schüler von unserer Schule. Das will ich nächste Woche Dienstag in der Schule auch gleich mal ausprobieren. Mit Einbruch der Dunkelheit gab es noch einen Nachtlauf mit anschließendem Feuerwerk. Insgesamt war es eine sehr schöne Woche und ich bin schon auf die nächsten zwei gespannt.

Die zweite Woche

…verging viel zu schnell.

Der Montag startete mit einem gemeinsamen Morgensingen der Klassen 0-4 in der Aula, was ich als einen sehr schönen Wochenstart empfand. In den letzten beiden Stunden bin ich dann noch mit der dritten Klasse in die Bücherei gegangen. Diese besuchen sie alle 14 Tage, um vor Ort lesen und sich anschließend Bücher ausleihen zu können. Dafür gibt es auch extra einen Bereich, in dem es nur deutsche Literatur gibt. Das Gebäude wurde im Inneren eines alten Speichers gebaut und ist optisch total schön gemacht. Es gibt viele Sitzmöglichkeiten mit Blick auf das Meer und den Hafen.

Am Dienstag fanden die „Bestenkämpfe“ im Leichtathletikbereich in Aabenraa (Apenrade) statt. Dort treffen sich jedes Jahr die besten Sportler aller Deutschen Schulen und treten gegeneinander an. Wir vier Praktikanten durften dabei mithelfen. So saß ich also bei schönem Wetter auf der Laufbahn und notierte die Ergebnisse der 800m/1000m-Läufer. Auch zwei weitere Praktikanten aus Nürnberg waren gerade vor Ort und somit konnten wir ein bisschen über die vergangene Woche quatschen.

Nachdem wir nun am Vormittag nur anderen Menschen beim Sport zusahen, stand nachmittags noch Rhönrad-Turnen für uns auf dem Plan. Wir wurden sehr gut von den Lehrern vor Ort und auch von so manchen Grundschülern unterstützt, teils mit Hilfestellungen oder motivierenden Worten, da es leider gar nicht so einfach ist, wie es aussieht.

Am Mittwoch kamen die zwei Praktikantinnen, die in Tingleff an der Schule sind, einen Tag nach Sonderburg und wir haben uns am späten Nachmittag auf Eis und Chips am Hafen getroffen. Bei schönstem Sonnenschein tauschten wir unsere bisherigen Erlebnisse aus. Nachdem die beiden wieder zurück fuhren, ging es für uns vier vor Ort noch zum Rudern. Die Trainerin vom „Deutschen Ruderverein Germania“ nahm sich unglaublich viel Zeit für uns. Nach vorherigem Üben auf dem Ruderergometer ging es dann endlich aufs Wasser. Trotz gelegentlicher Koordinationsprobleme meinerseits, ruderten wir fröhlich auf dem Meer hin und her. Besonders schön war auf dem Rückweg die Hafeneinfahrt, da es schon dämmerte und somit viele kleine Lichter zu sehen waren. Anschließend gönnten wir uns zur Belohnung für die harte Arbeit noch ein gemütliches Abendessen am Hafen mit Sushi und Cider. Das Wetter war den ganzen Tag schon super warm, sodass wir abends noch lange draußen sitzen konnten, ohne zu frieren.

Am Donnerstag war ich zum ersten Mal in der 0. Klasse mit dabei. Besonders schön fand ich, dass viel spielerisch beigebracht wird und sich die Schüler selbst ausprobieren können. Da ich am Montag eine meiner zwei Unterrichtsstunden in Mathe halten werde, musste ich die Woche über nach der Schule immer mal wieder Ideen sammeln, was sich aber im Garten zwischen Himbeeren und Pflaumen auch aushalten ließ.

Und plötzlich war schon wieder Freitag. Nach dem Einkaufen fürs Wochenende und den letzten Druck-, Laminier- und Ausschneideversuchen traf ich mich mit den anderen wieder in der Nähe des Hafens, da dort aufgrund des Regattasegelns wieder einiges geboten war. So setzten wir uns mit einem Fläschchen Wein ans Wasser und genossen bei Live-Musik den Sonnenuntergang.

Am Samstag stellte ich meine 11 Stationen zum kleinen 1x1 fertig und radelte wieder in die Innenstadt, um gemeinsam mit den anderen das Nachtleben Sonderburgs zu erkunden. Nach lustigen Stunden in „Heidis Bier Bar“ stand nach einigen Stunden Schlaf schon der letzte Tag dieser Woche an: der Sonntag. Dieser bestand durchgehend nur aus Essen. Essen kaufen, Essen zubereiten, Essen essen. Nach einem ausreichenden Frühstück aus Pancakes und Brötchen, war der nächste Tagespunkt das Einkaufen. Da einige Lehrer bereits ab kommenden Dienstag auf Klassenfahrt sind, hatten wir uns überlegt, die „Abschieds-Muffins“ bereits am Montag mitzubringen. Einer der Praktikanten wohnt für die Zeit des Praktikums bei seinem Opa, dessen riesige Küche wir dann für unsere Backaktion verwenden durften, die sich auf jeden Fall sehen lassen kann.

Anschließend wurden wir noch von seinem Opa zum Hotdog essen auf der wunderschönen Terrasse mit Meerblick eingeladen und bekamen genaue Anweisungen, wie Dänen ihren perfekten Hotdog anrichten.

Die dritte Woche

 

…startete mit meiner eigenen Unterrichtsstunde zum kleinen Einmaleins in der 3. Klasse. Ich hatte 11 verschiedene Stationen entworfen, die die Schüler durchlaufen durften. Am Dienstag bekamen wir vier eine Museumsführung durch das Deutsche Museum in Sonderburg. Wir erfuhren viele spannende Infos über die Geschichte der Deutschen Minderheit in Dänemark und konnten uns anschließend selbst noch ein bisschen umsehen. Besonders gefiel uns natürlich das nachgestellte Klassenzimmer aus der Zeit von früher.

 

Nach einigen Schreibversuchen auf der Schiefertafel und teils ratlosen Blicken in die Schulbücher, ging es für uns in die Turnhalle, um wieder beim Rhönrad-Turnen neue Dinge ausprobieren zu können. Am Mittwoch übernahm ich wieder die Hausaufgabenbetreuung in der SFO und arbeitete noch etwas an meiner zweiten Unterrichtsstunde, die am Freitag in der 1. Klasse stattfand. Am Nachmittag durften wir wieder zum Rudern. Das Wetter hätte nicht besser sein können und auch meine Koordination hatte sich bereits verbessert, sodass wir Richtung Schloss rudern konnten. Der Ausblick war von dort unglaublich toll. Und plötzlich war schon wieder Freitag und das Praktikum fast vorbei. Ein letztes Mal trank ich nochmal die leckere heiße Schokolade aus dem Lehrerzimmer, hielt meine zweite Unterrichtsstunde und verabschiedete mich von allen Lehrern in der Schule. Auch viele Schüler waren ganz traurig, dass wir schon wieder gehen müssen… ABER wir wollen wiederkommen, und zwar für ein Wochenende im November, wenn in der Schule das Musical aufgeführt wird. Somit fiel der Abschied dann auch etwas leichter. Am Wochenende vernichteten wir noch unsere restlichen Essensvorräte und spazierten ein letztes Mal durch die Gassen und am Hafen entlang, ehe unsere Wege sich trennen mussten.

 

Für mich endet die Reise aber noch nicht ganz, da es jetzt am heutigen Sonntag erstmal mit dem Flixbus nach Kopenhagen ging und in den nächsten drei Wochen dann noch nach Schweden, Norwegen und Schottland…denn der Uni-Alltag (und der Praktikumsbericht) holt mich sowieso früh genug noch ein. ;)

Das Praktikum und die Zeit in Dänemark haben mir wahnsinnig gut gefallen und ich kann es jedem nur empfehlen. Ich hatte mit Sonderburg natürlich auch noch eine total schöne Stadt am Meer erwischt, aber auch die Möglichkeit mal das Schulsystem der Gesamtschule kennenzulernen fand ich sehr interessant. Ich durfte mich viel am Unterrichtsgeschehen beteiligen und auch oft mit Schülern einzeln arbeiten. Besonders die sprachliche Vielfalt, die einige Kinder mitbringen, ist echt erstaunlich. Somit waren es drei tolle Wochen, die durch die Mischung aus Urlaub und Arbeit gerne in Erinnerung bleiben und in denen ich tolle Menschen kennengelernt habe.